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.Ein Gerichtssaal, in dem ich mit geringe-rem Respekt behandelt werde, als der, der mir von denBeamten von Papadopoulos zuteil wurde.« »Schweig !« »Sie sprechen mich wieder mit : du9 an, Herr Präsident.« »Schweig !« »Sie sprechen mich weiterhin mit : du9 an,wie die Beamten von Papadopoulos.Und wenn du michmit du anredest, kleiner Averofaki, dann sag auch ichzu dir du: wie zu den Beamten von Papadopoulos.« Dieuniformierten Richter hörten mit immer größerem Stau-nen zu und zuckten bei jedem Satz zusammen.Die An-geklagten saßen wie versteinert da, ebenso ihre Anwäl-te.Die Journalisten schrieben und schrieben in hellerAufregung, und ich fragte mich, wann ein Waffenstill-stand eintreten würde.Aber es kam kein Waffenstill-stand.Der Wortwechsel ging weiter, die Stimmen ver-suchten sich gegenseitig zu übertönen, dröhnend die dei-ne, schrill die des Präsidenten, ein Sichüberkreuzen derSchreie, ein Hundegebell.Der Kampf, den du vorberei-tet und erwartet hattest.»Zeuge ! Ich will hören, was sichnach deiner Verhaftung ereignet hat und sonst nichts !«625 »Nicht, bevor du mir nicht erklärt hast, Averofaki, wa-rum du den Fotografen und dem Fernsehen den Zutrittverboten hast.Nicht, bevor du nicht au örst, mich mitdu anzureden !« »Ich heiße nicht Averofaki ! Was heißtAverofaki ?« »Das weißt du sehr gut, Averofaki ! Es heißt: Avero necht ? !« »Hier wird das Gericht beleidigt.Si-lentium !« »Silentium sagst du zu mir, Averofaki ? Siehaben es nicht gescha , mich mit ihren Folterungen,mit ihrem Erschießungskommando zum Schweigen zubringen, und ausgerechnet du willst mir einen Maul-korb umlegen ? Du ? !« »Ich lege dir keinen Maulkorbum, ich verhöre dich nach den Regeln des Prozesses !« »Die Regeln des Prozesses sehen die Anrede : Sie9 undnicht : du9 vor, Averofaki !« »Tatsachen ! Ich will Tatsa-chen hören !« »Lies sie nach, Averofaki !«Er gab nach.Vielleicht, weil er dich nicht verhaftendurfte ohne die Erlaubnis des Parlaments, vielleicht, weilder Skandal ihm hätte schaden können, vielleicht, weiler langsam müde wurde und merkte, daß er es niemalsschaffen würde, gab er schließlich nach.Er kauerte sichauf seinem Sessel zusammen, kehrte zum : Sie9 zurückund flehte dich an: »Beruhigen Sie sich, Herr Panagou-lis, ich bitte Sie.Lassen Sie sich die Sache nicht so nahe-gehen und haben Sie die Güte, mir meine Frage zu be-antworten.Bitte.« Und du nahmst das Friedensangebotan, du verzichtetest darauf, daß er bekannte, weshalb erden Fotografen und dem Fernsehen den Zutritt verbo-ten hatte, du hattest ja schon alles gesagt, was du sagenwolltest, du senktest die Pfeife, nahmst die Hand aus derJackentasche und begannst, die Leiden aufzuzählen, die626du zwischen dem 13.August 1968 und dem 21.August1973 erlitten hattest.Aber mit erloschener, gelangweil-ter Stimme, fast als rezitiertest du eine Rolle, deren Not-wendigkeit du nicht einsahst; du sprachst nicht längerals dreißig Minuten.Andere hatten fünf, sechs Stundenlang gesprochen, hatten Einzelheiten, unwichtige Klei-nigkeiten, Überflüssiges dargestellt; du hingegen verdich-tetest den Kreuzzug von tausendachthundertdreißig Ta-gen und tausendachthundertzweiunddreißig Nächten aufeine halbe Stunde, all die Tage und Nächte, in denen dudie Hoffnung darauf, so sprechen zu können, wie du jetztsprachst, vor einem Gericht jene anklagen zu können, dieheute unmittelbar hinter dir saßen, das einzige war, wasdich aufrechterhielt.Du vergeudest in weniger als einerhalben Stunde die lang ersehnte Gelegenheit, und du sag-test fast nichts von all dem, was du zu mir sprachst, wenndie Erinnerung dich ins Fieber brachte und du im Fieberphantasiertest und mit brennendem Kopf und eiskaltenBeinen in meinen Armen weintest, bis mein Gesicht sichin das von Teofilojannacos oder von Hatzizisis oder desArztes verwandelt, der bei den Folterungen dabeisaß, undwenn ich dich bat beruhige-dich-ich-bin-es, schau-mich-an-ich-bin-es, so stießest du mich zurück und schriestnein-hört-auf-hört-auf, Mörder Mörder, Hilfe.Sogar diegrauenvollsten Qualen erwähntest du nur nebenbei undbagatellisiertest sie, als gehörten sie einer weit entfern-ten Vergangenheit an, von der keine Spur mehr in dirzurückgeblieben war, als wären Teofilojannacos, Hatzi-zisis und all die anderen, die nur ein paar Meter hin-ter dir saßen, tausend und abertausend Meilen entfernt:627aufgelöst in Raum und Zeit.Namen, Vornamen, Daten,trockene Informationen und sonst nichts.Peitschenhie-be, Knüppelschläge, Fausthiebe, Verbrennungen mit Zi-garetten auf den Genitalien und auf den ganzen Körper,Bastonaden, Erstickungen mit und ohne Decke, sexuel-le Folterungen.Auf den beiden Worten : sexuelle Folte-rung9 bliebst du stehen.»Fahren sie bitte fort«, bat dichder Präsident mit ganz anderer, fast liebevoller Stimme.»Nein, das reicht.« »Das reicht ? !« »Ja, mein Herr, ichhabe nichts mehr hinzuzufügen.«Ein ungläubiges Schweigen folgte.Alle, von den Rich-tern bis zu den Angeklagten, von den Anwälten bis zuden Journalisten schienen starr vor Erstaunen.Ist esdenn möglich, daß man jahrhundertelang auf ein GlasWasser wartet und es dann zurückweist ? »Vielleicht ha-ben Sie etwas vergessen«, ermutigte dich der Präsident.»Ich habe nichts vergessen.Ich wiederhole jedoch: dasreicht.« Von neuem folgte Schweigen.»Hat noch jemandFragen an den Zeugen zu richten ?« stotterte der Präsi-dent.Nach endloser Wartezeit machte lediglich ein An-geklagter in Hauptmannsuniform von der Einladung Ge-brauch: »Ich möchte, daß Herr Panagoulis sagt, wie ichmich während des Verhörs verhalten habe.« Vielleichtho e er, daß du ihn von irgendeiner Schuld freispre-chen würdest, vielleicht hatte er sich auch tatsächlichmenschlicher verhalten als die anderen und verdienteetwas Nachsicht.Du aber erfülltest ihm seinen Wunschnicht, sondern drehtest kaum merklich den Kopf, wo-bei du über Teofilojannacos und Hatzizisis hinwegsahst,und antwortetest rätselhaft: »Wie jetzt.« Zum drittenmal628schwiegen alle.»Sonst möchte niemand mehr eine Fra-ge an den Zeugen richten ?« wiederholte der Präsident [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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.Ein Gerichtssaal, in dem ich mit geringe-rem Respekt behandelt werde, als der, der mir von denBeamten von Papadopoulos zuteil wurde.« »Schweig !« »Sie sprechen mich wieder mit : du9 an, Herr Präsident.« »Schweig !« »Sie sprechen mich weiterhin mit : du9 an,wie die Beamten von Papadopoulos.Und wenn du michmit du anredest, kleiner Averofaki, dann sag auch ichzu dir du: wie zu den Beamten von Papadopoulos.« Dieuniformierten Richter hörten mit immer größerem Stau-nen zu und zuckten bei jedem Satz zusammen.Die An-geklagten saßen wie versteinert da, ebenso ihre Anwäl-te.Die Journalisten schrieben und schrieben in hellerAufregung, und ich fragte mich, wann ein Waffenstill-stand eintreten würde.Aber es kam kein Waffenstill-stand.Der Wortwechsel ging weiter, die Stimmen ver-suchten sich gegenseitig zu übertönen, dröhnend die dei-ne, schrill die des Präsidenten, ein Sichüberkreuzen derSchreie, ein Hundegebell.Der Kampf, den du vorberei-tet und erwartet hattest.»Zeuge ! Ich will hören, was sichnach deiner Verhaftung ereignet hat und sonst nichts !«625 »Nicht, bevor du mir nicht erklärt hast, Averofaki, wa-rum du den Fotografen und dem Fernsehen den Zutrittverboten hast.Nicht, bevor du nicht au örst, mich mitdu anzureden !« »Ich heiße nicht Averofaki ! Was heißtAverofaki ?« »Das weißt du sehr gut, Averofaki ! Es heißt: Avero necht ? !« »Hier wird das Gericht beleidigt.Si-lentium !« »Silentium sagst du zu mir, Averofaki ? Siehaben es nicht gescha , mich mit ihren Folterungen,mit ihrem Erschießungskommando zum Schweigen zubringen, und ausgerechnet du willst mir einen Maul-korb umlegen ? Du ? !« »Ich lege dir keinen Maulkorbum, ich verhöre dich nach den Regeln des Prozesses !« »Die Regeln des Prozesses sehen die Anrede : Sie9 undnicht : du9 vor, Averofaki !« »Tatsachen ! Ich will Tatsa-chen hören !« »Lies sie nach, Averofaki !«Er gab nach.Vielleicht, weil er dich nicht verhaftendurfte ohne die Erlaubnis des Parlaments, vielleicht, weilder Skandal ihm hätte schaden können, vielleicht, weiler langsam müde wurde und merkte, daß er es niemalsschaffen würde, gab er schließlich nach.Er kauerte sichauf seinem Sessel zusammen, kehrte zum : Sie9 zurückund flehte dich an: »Beruhigen Sie sich, Herr Panagou-lis, ich bitte Sie.Lassen Sie sich die Sache nicht so nahe-gehen und haben Sie die Güte, mir meine Frage zu be-antworten.Bitte.« Und du nahmst das Friedensangebotan, du verzichtetest darauf, daß er bekannte, weshalb erden Fotografen und dem Fernsehen den Zutritt verbo-ten hatte, du hattest ja schon alles gesagt, was du sagenwolltest, du senktest die Pfeife, nahmst die Hand aus derJackentasche und begannst, die Leiden aufzuzählen, die626du zwischen dem 13.August 1968 und dem 21.August1973 erlitten hattest.Aber mit erloschener, gelangweil-ter Stimme, fast als rezitiertest du eine Rolle, deren Not-wendigkeit du nicht einsahst; du sprachst nicht längerals dreißig Minuten.Andere hatten fünf, sechs Stundenlang gesprochen, hatten Einzelheiten, unwichtige Klei-nigkeiten, Überflüssiges dargestellt; du hingegen verdich-tetest den Kreuzzug von tausendachthundertdreißig Ta-gen und tausendachthundertzweiunddreißig Nächten aufeine halbe Stunde, all die Tage und Nächte, in denen dudie Hoffnung darauf, so sprechen zu können, wie du jetztsprachst, vor einem Gericht jene anklagen zu können, dieheute unmittelbar hinter dir saßen, das einzige war, wasdich aufrechterhielt.Du vergeudest in weniger als einerhalben Stunde die lang ersehnte Gelegenheit, und du sag-test fast nichts von all dem, was du zu mir sprachst, wenndie Erinnerung dich ins Fieber brachte und du im Fieberphantasiertest und mit brennendem Kopf und eiskaltenBeinen in meinen Armen weintest, bis mein Gesicht sichin das von Teofilojannacos oder von Hatzizisis oder desArztes verwandelt, der bei den Folterungen dabeisaß, undwenn ich dich bat beruhige-dich-ich-bin-es, schau-mich-an-ich-bin-es, so stießest du mich zurück und schriestnein-hört-auf-hört-auf, Mörder Mörder, Hilfe.Sogar diegrauenvollsten Qualen erwähntest du nur nebenbei undbagatellisiertest sie, als gehörten sie einer weit entfern-ten Vergangenheit an, von der keine Spur mehr in dirzurückgeblieben war, als wären Teofilojannacos, Hatzi-zisis und all die anderen, die nur ein paar Meter hin-ter dir saßen, tausend und abertausend Meilen entfernt:627aufgelöst in Raum und Zeit.Namen, Vornamen, Daten,trockene Informationen und sonst nichts.Peitschenhie-be, Knüppelschläge, Fausthiebe, Verbrennungen mit Zi-garetten auf den Genitalien und auf den ganzen Körper,Bastonaden, Erstickungen mit und ohne Decke, sexuel-le Folterungen.Auf den beiden Worten : sexuelle Folte-rung9 bliebst du stehen.»Fahren sie bitte fort«, bat dichder Präsident mit ganz anderer, fast liebevoller Stimme.»Nein, das reicht.« »Das reicht ? !« »Ja, mein Herr, ichhabe nichts mehr hinzuzufügen.«Ein ungläubiges Schweigen folgte.Alle, von den Rich-tern bis zu den Angeklagten, von den Anwälten bis zuden Journalisten schienen starr vor Erstaunen.Ist esdenn möglich, daß man jahrhundertelang auf ein GlasWasser wartet und es dann zurückweist ? »Vielleicht ha-ben Sie etwas vergessen«, ermutigte dich der Präsident.»Ich habe nichts vergessen.Ich wiederhole jedoch: dasreicht.« Von neuem folgte Schweigen.»Hat noch jemandFragen an den Zeugen zu richten ?« stotterte der Präsi-dent.Nach endloser Wartezeit machte lediglich ein An-geklagter in Hauptmannsuniform von der Einladung Ge-brauch: »Ich möchte, daß Herr Panagoulis sagt, wie ichmich während des Verhörs verhalten habe.« Vielleichtho e er, daß du ihn von irgendeiner Schuld freispre-chen würdest, vielleicht hatte er sich auch tatsächlichmenschlicher verhalten als die anderen und verdienteetwas Nachsicht.Du aber erfülltest ihm seinen Wunschnicht, sondern drehtest kaum merklich den Kopf, wo-bei du über Teofilojannacos und Hatzizisis hinwegsahst,und antwortetest rätselhaft: »Wie jetzt.« Zum drittenmal628schwiegen alle.»Sonst möchte niemand mehr eine Fra-ge an den Zeugen richten ?« wiederholte der Präsident [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]